Das Musikfestival Radebeul besteht aus einer Reihe von klassischen Konzerten und fand vom 24. August bis zum 07. September statt. Am 04. September war ich zu Gast und gab im Rahmen des „Menü Intellektuell“ eine Bindschachvorstellung. In sehr angenehmer Atmosphäre war es ein besonderes Ereignis, das mir lange in Erinnerung bleiben wird. Alle Fotos: Kathleen Nakoinz
Albrecht Menzel ist ein bekannter Violinist, der, ähnlich wie ein Schachprofi, seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Er stammt aus Radebeul und organisiert in seiner Geburtsstadt seit einigen Jahren ein Musikfestival. Ursprünglich wollte er Vincent Keymer für den Schachpart einladen, denn es ist bekannt, dass die Familie Keymer einen sehr engen Bezug zur klassischen Musik hat. Vincents Vater, Christof, hat klassische Musik studiert und ist Dozent an der Musikhochschule Hannover.
Vincent ist aber ob seines eng gesteckten Turnierplans für Sonder-Veranstaltungen kaum abkömmlich und der 04. September fiel zeitgleich mit dem Startschuss des FIDE Grand Swiss in Samarkand. So kam ich über Umwege in den Genuss einer Einladung und überlegte mir, dass in so einem Ambiente eine Blindschachpartie hervorragend reinpassen würde. Ich spiele zwar sehr selten Blindschach, aber ich fand die Idee zu charmant, um sie nicht vorzuschlagen.
Beim örtlichen Schachverein BSV Radebeul fragten wir nach einem jungen, passenden Gegner an und fanden ihn mit dem 16-jährigen Rufus Eckelt (Elo 1666). Neben Rufus sollten noch weitere junge Mitglieder des Vereins bei der Durchführung behilflich sein, was hervorragend klappte. Vor der Veranstaltung besuchte ich den Klub und war überrascht, wie viele Kinder und Jugendliche versammelt waren. Das Schachspiel boomt weiterhin und es ist schön zu sehen, dass überall junge Menschen, dieses tolle Spiel für sich entdeckt haben und weiterhin entdecken.
Gegen 18 Uhr begann die Abendvorstellung. Zuerst stand für ca. eine Stunde Kammermusik mit Albrecht Menzel (Violine) Dana Zemtsov (Viola) und Felix Brunnenkant (Violoncello) auf dem Programm. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich klassische Musik live gehört habe, aber ich versprach mir und den lieben Organisatoren, dass es nicht das letzte Konzert sein wird, dem ich beiwohne und dass ich häufiger klassische Musik hören werde. Ich setzte es einige Tage später in die Tat um, indem ich beim Krafttraining einer Mozart-Playlist auf Spotify den Vorzug vor meinen üblichen Beats gab.
Der Schachpart startete mit einem kleinen Interview, in dem sich Albrecht einige sehr gute Fragen überlegte, um mich dem Publikum vorzustellen. Zwar erschienen einige Besucher durch meine Werbung und wollten mich treffen, doch der Großteil war natürlich aus der örtlichen Umgebung für die Kammermusik erschienen.
Danach ging die Partie los. Ich bekam eine Augenbinde aufgesetzt und ein Freund von Rufus musste die von mir angesagten Züge am Brett ausführen. Rufus musste natürlich ebenfalls die Züge laut ansagen, so dass ich im Bilde bleibe. An einem Laptop war ein weiterer junger Schachspieler, der die Züge auf chess.com eingab. Die Partie wurde mit Bewertungsbalken für die Zuschauer über einen Beamer übertragen. Die Bedenkzeit wählten wir mit 10+5, so dass genügend Zeit bleibt, um die Züge auszuführen und dass es nicht zu lange dauert.
Nach ungefähr 20 Minuten gab sich Rufus geschlagen. In einer sizilianischen Partie spielte ich betont sicher und tauschte viel Material ab, um es für mich übersichtlicher zu gestalten. Rufus war wohl etwas nervös und tauschte fröhlich mit. Ich denke, dass ich Probleme bekommen könnte, wenn alle Figuren oder eine Mehrheit der Figuren lange auf dem Brett verweilen, denn ich könnte irgendwann den Überblick verlieren. Nach der Partie analysierte ich noch für die Zuschauer wichtige Momente und erläuterte einige Varianten.
Insgesamt war es eine tolle Veranstaltung, die bei allen Beteiligten großen Anklang fand. Blindschach und klassische Musik passen hervorragend zusammen und so überlegten wir beim gemeinsamen Abendessen, ob wir das nicht auf die eine oder andere Weise wiederholen können. Ich hätte nichts dagegen einzuwenden.